Brauchtum der Brackenjäger

Hornrufe
In der offiziellen Sammlung von Jagdsignalen des DJV finden sich bis heute die nachfolgenden Hornrufe,

  • Aufbruch zur Jagd
  • Es ist angestellt
  • Hunde los
  • Wild tot
  • Sammeln
  • Hunde aufkoppeln

die allesamt zu den Jagdleitsignalen gehören; auch die traditionellen Totsignale hatten bei den Brackenjägern früher Leitfunktion. Sie wurden ursprünglich direkt nach Erlegung des Wildes geblasen und dienten so der gegenseitigen Verständigung. So konnte man, nachdem das Wild zur Strecke gekommen war, die Jagd abbrechen und die Bracken aufkoppeln bzw. zum Sammeln blasen.
Der Brackenjäger lenkt seinen Bracken auch mit dem Horn, so dass er sie heran blasen kann, wenn sie sich verjagt haben oder die Jagd beendet ist, denn oftmals trägt das Horn weiter als dies Stimme oder Pfeife vermögen.

Jagdschreie und Hetzrufe
Jagdschreie dienten der gegenseitigen Aufmunterung und Verständigung. Sie waren früher weit verbreitet. Drei Jagdschreie haben sich die Brackenjäger bis heute bewahrt.

  • Schnoor (=Hase tot)
  • Hang up den Schelm (=Fuchs tot)
  • Reh tot

Die beiden ersten werden im Sauerland und auch von den Markendorfer Brackenjägern noch heute bei der Erlegung des Wildes gerufen und dass zumindest in früherer Zeit auch Rehe vor den Bracken geschossen wurden, zeigt der letzte der drei Rufe.

Hetzrufe, mit denen die Bracken angeeifert wurden oder ihnen eine bestimmte Fluchtrichtung angezeigt werden sollte, sind dagegen heute kaum noch gebräuchlich.

Die Sprache der Brackenjäger
Die Brackenjäger haben zahlreiche jagdliche Ausdrücke entwickelt, die in der allgemeinen Jägersprache unbekannt sind oder eine andere Bedeutung haben. Im folgenden werden die wichtigsten der ca. 200 Spezialausdrücke aufgeführt:

  • Bracken werden nicht abgeführt oder eingearbeitet, sondern eingejagt.
  • Die Leine nennt der Brackenjäger Koppel, das Schnallen der Hunde Lösen und das Anleinen Aufkoppeln.
  • Die Arbeit der Bracken, das Stöbern oder Brackieren heißt Laute Jagd.
  • Die Bracken sollen den Hasen auf der kalten Nachtfährte suchen, ihn stechen, auftun oder heben und solange spurlaut jagen, bis er vor die Schützen kommt.
  • Hat eine Bracke gefunden und wird laut, so sollen die anderen Hunde beifallen oder beischlagen.
  • Eine einzelne Bracke wird auf warmer Fährte laut (der Brackenjäger spricht bei allem Haarwild – auch bei Hase und Fuchs – von Fährte); mehrere gemeinsam jagende Bracken läuten und die Gesamtheit der verschiedenen Stimmen bildet das Geläut.
  • Für den Brackenjäger gibt es keine schönere Musik als das “Glockenspiel der Bracken”.

Die wichtigsten Eigenschaften der Bracken sind der unbedingte Spurwille, das Anhalten und die Fährtenreinheit (=Fährtentreue). Eine gefundene Fährte muß die Bracke mit Passion anfallen und über alle Knöpfe und Knoten (Haken, Widergänge, Absprünge) fortbringen. Sie darf sich durch Querfährten (Verleitfährten) nicht abbringen lassen und auf frische Fährten überwechseln. Hat sie sich auf der Fährte verschossen, so muß sie durch Bogenschlagen (das angewölfte Rezept des jagenden Hundes) versuchen, die verlorene Fährte wiederzufinden.
Bei der Passjagd muß der Jäger wissen, wie der Hase läuft. Er kann sich dann ggf. der lauten Jagd vorwerfen und mit der Flinte einspringen. Haben sich die Hunde verjagt, so rüdet er sie durch Hornrufe, blinde oder Rufschüsse heran.

Horcher, Lügner, Fährtenquetscher …
vorlaute Hunde, Schwätzer und Rehpeitscher sind unterwünscht.

Horcher leisten keine selbständige Arbeit, sondern warten nur darauf, daß andere Bracken laut werden.

Lügner sind waidlaute Hunde, und vorlaut ist eine Bracke, wenn sie bereits auf kalter Fährte Laut gibt. Bei ihr weiß man nie, ob das Wild nicht schon längst aus dem Treiben ist.

Fährtenquetscher sind nervöse Bracken, die bald auf der einen, bald auf der anderen Fährte herumquetschen, aber keine Arbeit zu Ende bringen.

Das gleiche gilt für die Schwätzer, die viel von sich reden machen, aber ebenfalls nichts leisten.

Rehpeitscher sind Hunde, die nur noch an Rehen jagen und für die viel schwierigere Hasenfährte kein Interesse mehr zeigen. Gelingt es nicht, solche Bracken auf dem Wechsel abzufangen und ggf. abzupeitschen, so gehen sie durch Sonne, Mond und Sterne.

Die alten Brackennamen
Bis in unser Jahrhundert waren für die Bracken typische Namen gebräuchlich. Meist nahmen diese Bezug auf das Wesen und die Arbeit der Hunde.

Rüden:
Benton, Bergan, Blitz, Buschmann, Donner, Erdmann, Findup (=Find auf), Flick, Flott, Halloh, Haltan (=Halt an), Hurtig, Kantor, Kiekebusch, Klington, Lustig, Manto, Schnapp, Schnipp, Schnoor, Stropp, Tempo, Voran, Wacker, Walder, Waldmann, Waldo, Weckop (=Weck auf).

Hündinnen:
Belline, Bergine, Diana, Doria, Finda, Flocke, Hally, Heidi, Hella, Klöckchen, Schnippchen, Talli, Waldine, Walli.